Anh ist zuständig für Marketing, Branding & Business Tourism bei VisitDenmark Dänemarks offizielle Tourismusorganisation in Hamburg und lebt leidenschaftlich das Dänische in Deutschland.
Wie wird in Deiner Branche kommuniziert?
Ich habe das große Glück, in einem deutsch-dänischen Unternehmen zu arbeiten und viele unterschiedliche Menschen zu treffen. Deutsche sind im Job oft sehr förmlich, nicht so blumig und herzlich. Als Dänin kommuniziere ich sehr gerne „hyggelig“, also gemütlich, entspannt. Ich finde es wichtig, dass auch in einer E-Mail ein persönlicher Eindruck rüberkommt und lege Wert darauf zu fragen, wie es jemandem eigentlich geht, bevor ich sage, was ich brauche. Meinen fachlichen Background kann ja jeder bei LinkedIn oder Xing nachlesen – das Vertrauensvolle entsteht nur im persönlichen Kontakt.
Ich kommuniziere direkt, gebe mir die Erlaubnis auch auf Förmliches wie „sehr geehrte Damen und Herren“ locker zu reagieren, z.B. mit „hej Thomas, ich bin Anh“, dann kommt es auch gleich viel lockerer zurück. Wir brauchen hier mehr Vielfalt an Lockerheit! Und wir haben den Eindruck, dass Deutsche es sehr gerne schriftlich haben möchten. Wir Dänen telefonieren lieber, finden es besser als eine platte E-Mail. Aber Teams-Calls funktioniert spätestens seit Corona gut.
Typischer Umgang mit Konflikten?
Ich selbst habe zum Glück selten Konflikte. Wenn wir merken, hier könnte es zu Spannungen kommen, dann suchen wir sofort das persönliche Gespräch. Wir Dänen sind sehr direkt, sprechen es an, lieber alles auf den Tisch, statt um den heißen Brei. Butter bei die Fische. Charmant und mit freundlichem Verständnis.
Deine Top3 für eine gute Kommunikation?
Ehrliches Feedback. Ehrlich heißt, dass man es begründen und auch abschließen kann. Wir haben einen großen „Pytknap“, einen „Schwamm-drüber-Knopf“. Wir haben drüber diskutiert, eine Lösung gefunden und damit ist gut. Sonst geht die Spirale ja endlos weiter. Und drittens die Verknüpfung auf persönlicher Ebene. Da kommt auch mein vietnamesischer Hintergrund dazu: dass man sehr aufmerksam ist, was der andere kann, wie und was er will.
Dein bester „Hebel“ im Lösen von Konflikten?
Der Pytknap, Ehrlichkeit und persönlicher Kontakt.
Was wünscht Du Dir in Bezug auf eine gute Kommunikation?
Ich wünsche mir mehr Lockerheit! Es muss nicht so steif sein. Ich möchte nicht von einer 25-Jährigen so angesprochen werden, dass ich mich wie 90 fühle. Und gerade für uns Frauen: mehr direkte Kommunikation, da sind Männer besser. Und (wieder mein asiatischer Hintergrund) dass beide mit gutem Gewissen aus einem Konflikt gehen, ohne das Gesicht zu verlieren, sondern sich gut in die Augen gucken können. Man kommt schon sehr weit mit einem ehrlichen Lächeln im Gesicht.